Der Thüringer Zukunftspreis 2012 wurde am 15.11.2012 von Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht an Bürgermeister Hans-Peter Perschke überreicht für das Projekt „Eine Gemeinde macht sich fit für die Zukunft – Dorf und Familienzentrum Schlöben und Bioenergiedorf Schlöben“.
Mut und Köpfchen im demografischen Wandel
Ministerpräsidentin Lieberknecht und Minister Carius verleihen erstmals Thüringer Zukunftspreis
„Der demografische Wandel ist ein Thema, das den Alltag der Menschen in diesem Land bestimmt. Er ist zwar ein nicht umkehrbarer, aber dennoch gestaltbarer Prozess. Wir alle müssen den demografischen Wandel aktiv und pro aktiv gestalten. Der Zukunftspreis zeigt, was im Alltag der Menschen in den Kommunen bewirkt werden kann und ins Leben gerufen wird. Ohne diese Konzepte und die Menschen hinter diesen Beiträgen hingen wir auch weiter nur an einem bedrohlichen Zahlenwerk“, sagte Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht heute (Donnerstag, ) anlässlich der erstmaligen Verleihung des Thüringer Zukunftspreises im Rahmen der 2. Thüringer Demografiekonferenz im Congress Center der Messe Erfurt.
Mit dem Thüringer Zukunftspreis werden in jedem zweiten Kalenderjahr Ideen, Projekte und Konzepte geehrt, die einen nachhaltigen Beitrag zur Gestaltung des demografischen Wandels im Freistaat leisten. Mehr als 50 Bewerbungen gab es dieses Jahr um den ersten Thüringer Zukunftspreis, der insgesamt mit einem Preisgeld in Höhe von 22.500 Euro datiert ist.
Aus den besten zwölf Bewerbern wurden die Preisträger von einer Jury ausgewählt.
Preisträger 2012:
Der 1. Platz des Thüringer Zukunftspreises, dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 €, geht an die Gemeinde Schlöben für das Projekt „Eine Gemeinde macht sich fit für die Zukunft – Dorf und Familienzentrum Schlöben und Bioenergiedorf Schlöben“. Die Entwicklung der Gemeinde steht seit 1990 unter einem demografieaffinen und ökologischen Leitbild, auf das alle Maßnahmen und Initiativen konsequent ausgerichtet sind Die Gemeinde ist Beispiel dafür, wie eine aktive Gestaltung des demografischen Wandels vor Ort aussehen kann.
Der 2. Platz des Thüringer Zukunftspreises, dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von 7.500 €, geht an das Projekt „Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt-Ost“ des gleichnamigen Vereins.
Die Mitglieder des Vereins haben Thüringens erstes bürgerinitiiertes Mehrgenerationenwohnen umgesetzt.
Mit dem Projekt „Unternehmensnachfolge und Gründerclub Gotha“ landete der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft, Kreisverband Gotha, auf dem 3. Platz, der mit einem Preisgeld in Höhe von 5.000 € dotiert ist.
„Der demografische Wandel lässt sich nicht von oben herab gestalten, um erfolgreich dieser Herausforderung begegnen zu können, brauchen wir das Miteinander. Mit dem Thüringer Zukunftspreis wollen wir diese Ideen aufspüren, zum Nachdenken anregen und zum Nachmachen auffordern. Die Bandbreite der Bewerbungen zeigt, dass wir schon heute mit Mut und Köpfchen Skizzen für unsere Zukunft entwerfen“, sagte Minister Christian Carius.
Hintergrundinformation zum Thüringer Zukunftspreis:
Aus den über 50 eingegangenen Bewerbungen zum ersten Thüringer Zukunftspreis wählte die „Serviceagentur Demografischer Wandel“ als Geschäftsstelle des Preises zwölf Finalisten aus. Kriterien für die Vorauswahl waren unter anderem:
klar herausgestellter Demografiebezug,
innovativer (Neu-)Wert des Projektes,
Übertragbarkeit auf andere Regionen (Modellcharakter),
hohes Maß an bürgerschaftlichem oder unternehmerischem (also privatem) Engagement.
Eine Jury, der u. a. Landtagspräsidentin Birgit Diezel, Vertreter der verschiedenen Verbände, der Kirchen und Vertreter der Wirtschaft angehörten, entschied über die drei Preisträger.
Ausgangslage
Wie in Europa und Deutschland, so sind auch in Thüringen die Folgen des demografischen Wandel immer deutlicher zu spüren. Lebten 1990 rund 2,68 Millionen Menschen in unserem Freistaat, so sind es gegenwärtig 2,25 Millionen und 2030 voraussichtlich noch 1,84 Millionen. Ursächlich für den Rückgang der Bevölkerungszahl ist in erster Linie die niedrige Geburtenrate. In Thüringen reduzierte sich die Zahl der Geburten zwischen 1989 und 1992 um die Hälfte. Aufgrund des »demografischen Echos« wird sich diese Entwicklung fortsetzen: Geburtenschwache Jahrgänge führen eine Generation später zu einer erneuten Verminderung der Geburtenzahlen. Denn Fakt ist: Frauen, die damals nicht geboren wurden, können heute nicht Mütter werden!
Fakten des Wandels: Lebenserwartung steigt, Geburtenzahlen sinken
Gleichzeitig steigt erfreulicherweise die Lebenserwartung, was in Kombination mit einer geringen Geburtenzahl zu einem kontinuierlichen Anstieg des Durchschnittsalters der Bevölkerung führt. Sind die Thüringerinnen und Thüringer heute im Schnitt rund 46 Jahre alt, werden sie laut Prognosen 2030 über 51 Jahre alt sein. Der demografische Wandel ist nicht kurzfristig umkehrbar, aber er ist ein gestaltbarer Prozess. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre wird klar: Es gibt zahlreiche innovative Ideen. Jedoch keine Patentrezepte, die zu jeder Situation in jeder Region passen.
Thüringen wird weder aussterben noch untergehen…
Grundlage einer Demografiepolitik mit Augenmaß ist die offene und strukturierte Analyse der heutigen und künftigen Gegebenheiten. Thüringen wird weder aussterben noch untergehen. Veränderungen der Zahl und Zusammensetzung der Bevölkerung gab es zu allen Zeiten. Solche Veränderungen können sich wieder abmildern oder sogar langsam umkehren. So verzeichnet Thüringen beispielsweise seit 2009 Wanderungsgewinne aus dem Ausland. Die Wanderungsbilanz des vergangenen Jahres war mit minus 4.209 Personen die beste seit 1999. Insbesondere die mittleren und größeren Städte verzeichnen stabile Bevölkerungszahlen.
Thüringen profitiert von seiner vorausschauenden Infrastrukturpolitik, die seit der Wende betrieben wurde. So wird der Freistaat in den nächsten Jahren noch einmal einen kräftigen Modernisierungsschub bekommen. Beispielsweise rücken der kommende ICE-Knoten Erfurt, die gut ausgebauten Autobahnen sowie der konsequent geförderte Infrastrukturstandort in der geografischen Mitte Deutschlands, Thüringen zunehmend in den Fokus der Menschen in Deutschland und Europa.
Neue Wege braucht das Land
Aus dieser Faktenlage ergeben sich vier Hauptziele, die Thüringen in Zeiten des demografischen Wandels konsequent verfolgen wird:
- Thüringen attraktiv für Zu- und Rückwanderer machen
- technische und soziale Infrastrukturen weiterentwickeln (Innovation und Anpassung)
- staatliche Förderungen flexibilisieren und an den Bedarf der demografischen Entwicklung anpassen
- Bürgerengagement in Vereinen, Verbänden und Organisationen unter dem Motto „Heute schon an morgen denken“ unterstützen und beispielhaft hervorheben.
Unser Ziel ist Demografiepolitik so auszugestalten, dass Thüringen attraktiv bleibt und seine Anziehungskraft für Unternehmer, Touristen und Wahlthüringer erhält und ausbaut. Dazu gehört vor allem, neben der Anpassung von Strukturen die sich aus dem Wandel ergebenden Chancen in den Blick zu nehmen und in Potenziale zu investieren. Allerdings wäre es nicht der richtige Weg, blind gegen die Bevölkerungsentwicklung anzusubventionieren. Gelder, die wir heute ohne strukturwirksame Effekte ausgeben, fehlen uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Wir stehen vor der Aufgabe, die heutigen Erkenntnisse und Prognosen als Ausgangspunkt für die Gestaltung unserer Zukunft zu begreifen sowie unser Handeln daran zu orientieren.
Der Thüringer Zukunftspreis
Zu den Maßnahmen der Landesregierung gehört neben der Einrichtung der Serviceagentur Demografischer Wandel auch die Vergabe des Thüringer Zukunftspreises.
Hier werden beispielhaft Initiativen hervorgehoben…
Innovative Ideen gesucht
„Heute schon an morgen denken“ ist das Credo vieler Bürgerinnen und Bürger sowie zahlreicher Vereine, Verbände und Organisationen im Freistaat. In den unterschiedlichsten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sind so Maßnahmen, Projekte, Initiativen, Ideen und Konzepte auf den Weg gebracht worden, die nachhaltig und zukunftsweisend sind.
Mit dem „Thüringer Zukunftspreis“, der in diesem Jahr erstmals verliehen wird, soll dieses Engagement gewürdigt werden. Die Preisträger werden durch eine Jury ausgewählt, die sich unter anderem aus Vertretern der Kommunalen Spitzenverbände, der Medien, Politik und Gesellschaft zusammensetzt.
Quelle: http://www.thueringen.de/th9/tmil/landesentwicklung/demografisch/thueringer_zukunftspreis/index.aspx