Selber machen! – Streuobst als Alltagskultur
Mittwoch, 25. Mai 2016, ab 17 Uhr, Strohatelier Gernewitz
Anbahnung eines Kooperationsprojektes in den Regionen Saale-Holzland, Saalfeld-Rudolstadt, Saale-Orla und Greizer Land
Noch sind sie da, die vielen alten Obstbäume, die unsere Kulturlandschaft so eindrucksvoll prägen. Und nach Jahrzehnten der Vernachlässigung gibt es inzwischen wieder ein Bewusstsein für dieses Kulturgut und unterschiedliche Initiativen, unsere Streuobstkultur zu pflegen und zu verwerten. Was vielfach noch fehlt, ist das Wissen um alte Sorten und fachgerechte Pflege, die regionale Vernetzung der Akteure und Unterstützung bei der Verwertung bzw. Vermarktung von Streuobstprodukten.
Hier möchten wir mit dem Projekt „Selber machen! Streuobst als Alltagskultur“ anknüpfen. Auf Anregung und mit Förderung der LEADER-Aktionsgruppen aus Ostthüringen wollen wir die vorhandenen Aktivitäten besser vernetzen und unterstützen. Derzeit finden in den einzelnen Regionen Informations- und Vernetzungstreffen statt.
Die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Holzland lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger, Vertreter von Betrieben, Vereinen und Verbänden herzlich am Mittwoch, dem 25. Mai 2016, ab 17 Uhr in das Strohatelier nach Gernewitz, Rausdorfer Str. 10, 07646 Stadtroda ein!
Die Inhalte werden hier kurz umrissen:
Hintergrund / Ausgangspunkte:
Die genannten Regionen besitzen mit mehreren tausend erfassten Streuobstwiesen einen großen Reichtum. Allerdings ist der vorhandene Bestand akut gefährdet. Die permanenten Verluste durch Überalterung und fehlende Pflege sind überall sichtbar. In ein bis zwei Jahrzehnten wird ein großer Teil der bestehenden Streuobstbestände, insbesondere außerhalb der Ortschaften, verschwunden sein. Neben Einbußen an ökologisch wichtigen Lebensräumen wären eine Verarmung des Landschaftsbildes und Verluste der touristischen Attraktivität die Folge.
Allerdings haben sich in jüngster Zeit verschiedene Aktivitäten entwickelt, die Anknüpfungspunkte für zukünftige Streuobstprojekte bieten: Einige kleine, speziell auf Streuobst ausgerichtete Mostereien sind neu entstanden. Tourismusprojekte engagieren sich für eine Kulturlandschaft mit abwechslungsreichem Landschaftsbild. Regionalmärkte und -läden haben Interesse an der Vermarktung regionaler Obstprodukte. Das Schulobst-Programm bieten Anknüpfungspunkte für Lernangebote zum Thema Obstbau und Landwirtschaft. Generell ist ein deutlich gewachsenes Interesse an regionaler Obstkultur und speziell an alten Sorten festzustellen.
Projektinhalt:
Hauptanliegen des Projektes ist der Erhalt der regionalen Streuobstbestände durch eine verstärkte (land-)wirtschaftliche Wertschöpfung; nur wenn es gelingt, ein wirtschaftliches Interesse am Obst zu generieren, gibt es eine Chance zum langfristigen Erhalt der Streuobstbestände. Voraussetzung dazu ist eine enge und dauerhafte Zusammenarbeit unterschiedlicher regionaler Akteure, die über ein regionales Streuobstnetzwerk koordiniert und verstetigt werden soll. Potenzielle Akteure, die bereits heute in der Region aktiv und am Thema Streuobst interessiert sind wären insbesondere:
- Eigentümer und Pächter von Streuobstwiesen, insbesondere die Agrargenossenschaften der Region
- Verarbeiter von Obstprodukten (Mostereien, Brennereien, Molkerei, Tischlereien u.a.)
- Imker, Schäfer und andere Bewirtschafter von Streuobstwiesen
- Läden (Regional- und Bauernläden, Supermärkte mit Regionalabteilung)
- Tourismusanbieter (Hotellerie und Gastronomie als Abnehmer von Obst und Saft)
- Schulen und Kindergärten als Abnehmer von Obst und Saft sowie als Lern-Partner
- Umwelt-, Kultur- und Heimatvereine (z.B. als Träger von Naturschutzprojekten, als Veranstalter von Streuobst-Wanderungen, als Betreuer von Streuobst-Lehrpfaden)
- Hochschulen und Bildungseinrichtungen als wissenschaftliche Begleiter (z.B. Kartierung alter Sorten, Ausbildung von Obstbaumwarten, Studentenpraktika)
- Landwirtschaftsämter und Untere Naturschutzbehörden der Landkreise
- Naturparke und Landschaftspflegeverbände
Das geplante Streuobstnetzwerk könnte diese und weitere Akteure zusammen führen und dabei insbesondere folgende Aktivitäten umfassen:
- Förderung der Bewirtschaftung der Streuobstwiesen, insbesondere der Verwertung und Vermarktung des Obstes (Koordinierung von regionalen Marketingaktivitäten)
- Unterstützung der Eigentümer beim Erhalt (z.B. beim Obstbaumschnitt, Bewirtschaftung, Beantragung von Fördermitteln, Beratung bei Nachpflanzungen)
- Förderung des Aufbaus kleiner Mostereien als Knotenpunkte lokaler Obstkultur, Unterstützung bei der Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte (Dörrobst, Cidre, Most u.a.)
- Information und Beratung von Eigentümern und Pächtern zu möglichen Förderprogrammen
- Aufbau von Lokalsorten-Streuobstanlagen und einer regionalen Sortendatenbank, Beratung zu geeigneten Nachpflanzungen
- allgemeine Öffentlichkeitsarbeit und Information zum Thema Streuobst, Organisation von Baumschnittkursen, Aufbau und Pflege eines Netzwerkes Interessierter
- Aus- und Weiterbildung von Pomologen
- Durchführung von Bildungsmaßnahmen mit Schulen und Kindergärten der Region
Nächste Schritte:
In einer ca. dreimonatigen Anbahnungsphase soll zunächst abgeklärt werden, wie die Voraussetzungen in den vier beteiligten Regionen konkret aussehen, welche potenziellen Projektpartner es gibt und welche Interessen, Bedarfe und Erwartungen diese haben. Dazu wird ein geeigneter Dienstleister mit einer entsprechenden Vorstudie betraut. Bestandteil des Auftrages sollten außerdem folgende Aktivitäten sein:
- Organisation eines öffentlichen Workshops in jeder Region, bei dem die geplante Streuobstinitiative potenziellen Interessierten vorgestellt und deren Interessen ausgelotet werden
- Kurze Recherche zu existierenden Streuobstnetzwerken in Deutschland (z.B. Rhönapfel.de, Streuobstinitiative Chiemgau) und Beschreibung der Strukturen und Aktivitäten
- Eventuell Recherche zu möglichen regionalen und überregionalen Vermarktungsstrukturen für Streuobstprodukte in den beteiligten Regionen und darüber hinaus
- Recherche zu ergänzenden Fördermöglichkeiten
Wer Interesse an weiteren Informationen und/oder einer Beteiligung hat, meldet sich bitte bei Alexander Pilling, Tel.: 036422-22498, e-mail: alexander.pilling@t-online.de.